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  • Patrick ARDUEN
  • Voici un écho de ma voix afin que vive la poésie sur votre longueur d'onde !
  Après plusieurs recueil de poèmes, "Mon Pigeon voyageur" s'envole dans un CD musical accompagné de 15 artistes de Bretagne !
  Soirées poétiques, veillées, spectacle
  • Voici un écho de ma voix afin que vive la poésie sur votre longueur d'onde ! Après plusieurs recueil de poèmes, "Mon Pigeon voyageur" s'envole dans un CD musical accompagné de 15 artistes de Bretagne ! Soirées poétiques, veillées, spectacle
11 juillet 2009 6 11 /07 /juillet /2009 23:09

HELDENLIED VON DER GOLDKASTANIE (1)

 

Huldigung an meine Heimat Redon, in Bretagne, “Ker vihan, Brud vras” (2)

 

Mein altes Land ist ein Stück Welt, von Bächen durchzogen,

wo seit vielleicht hundert mal tausend Lenzen Herzen schlagen,

ein Land nicht besser und nicht schlechter als ein anderes,

das aber keinem andern gleicht.

 

-§-

 

In grauer Vorzeit betete man zum goldenen Kalb,

zum Hirschen und der Mutter-Göttin,

man ehrte die Goldene Scheibe während der Sonnenwenden,

auf heiligen Hügeln zwischen Treal, Cojoux und Langon.  (3)

Die Strahlen entzündeten die kultischen Feuer von Beltain (1)

je nach der magischen Ausrichtung der Menhire

beim Stampfen der Tänze und wilder Beschwörung.

 

Der behexende Atem Dana's, der schwarzen Jungfrau,

kam aus dem Kessel der Sümpfe und Quellen

und aus dem Schwanken des Schilfs, laut Überlieferung.

 

Die Druiden gaben noch andere Verse weiter

und andere Suren, seitdem vergessen,

und Lehren über Gesundung durch Mistel, Schöllkraut und Mohn.

 

-§-

 

Mein altes Land ist ein Land, wohin das Keltenkreuz

aus Irland in curraghs aus Granit und Häuten gebracht,

von bärtigen Bischöfen leuchtenden Blicks,

Sankt Colomban, Sankt Meen, Sankt Armel, Sankt Seglin, Sankt Conwoion, Sankt Dolay, Sankt Jugon, Sankt Patern,

Sankt Melenn : sie intonierten Gesänge in bretonischer Sprache,

rund um die getauften Steindenkmäler von Monteneuf, (3)

von Peillac, in der Kirche von Sankt Agathe, die schöner als Venus,

bei den Brunnen, Sümpfen und heilenden Quellen.

 

An Johannis-Feuern, Weihnachtsprozessionen, Ablass-Wallfahrten nahmen Volksmassen teil, die einen neuen Gott verehrten: einen galileischen Herrn, der von den gälischen Inseln kam: aus dem Heiligtum von Tara, aus den Stiftskirchen am Meer: Mona, Kilda, Iona oder Aran.

 

-§-

 

 

Mein altes Land ist ein Land freier Fürsten

und volkstümlicher Königinnen: Arthur und Guenievre,

Merlin, Isolde, Parzifal der Waliser, Lanzelot und Viviane,

Zauberer, Feen oder Helden des Rittertums in Brozeliand;

Waroc'h, Nominoe, Erispoe, Johann von Rieux, Alan Meur,

die Sieger über anmaßende Wikinger und Franken;

 

Irmgard von Malestroit, die weiße Herrin der Sümpfe,

Alain Fergent, der Herzog, der Klausner im Kloster Redon ward,

Anna von der Bretagne, unsere vielgeliebte Herzogin

mit dem Stundenbuch; Cadoudal, Sol von Grisolles,

die weißen Rebellen ohne Mausoleum und Medaillen,

 

und diese Bataillone von Rekruten, die für Elsass und Lothringen starben,

Francis und Charles und Lucien,

im Lehmboden der Schützengräben eingegraben;

die geächteten Helden von Breizh Atao mit schrecklichem Schicksal

und ihre Partisanenbrüder von Saint-Marcel und der Schattenarmee.

 

-§-

 

Mein altes Land ist ein Land von Pflügern und Mägden,

wo schwere Tiere furchenlang verbunden,

kastrierte Stiere, deren Nacken Geschirr und Joch geglättet,

von Jägern mit Frettchen und Mischlingen,

von Fischern schwarzer Aale im Trichter der

von Rutengängern, die dir die Wassertiefe sagen können,

von Weibern, die das Übel vergehen lassen und den Teufel verjagen,

von Reisigbindern und Zaunpfahl-Spaltern,

 

von Metaller-Kumpeln der Atlantik-Werften,

der weiblichen Belegschaft für den Kosmetik-Versand,

der Gießer, Dreher, Fräser, Schlosser

für das Citroen-Fließband im bretonischen Chartres.

 

-§-

 

Es ist ein Land der Bläser mit großartigen Instrumenten,

das Akkordeon trällert sehnsuchtsvolle,

verlockende Kehrreime, die weiße Blüte wird zum roten Apfel,

bleichertem Zider, blondem Schnaps, ziehn wir alle singend los,

an der Spitze Spielleute!

 

Bläser Paarweise, Bands mit Dudelsack, Schalmei, Geigen, Klarinetten,

Gilbert, Jakez, Erwann, Jean-Yves, Jacques, Alain …

sie spielen mit der gleichen Freude in ländlichen Kneipen

und auf Tournee in Amerika oder Berlin

und auf der Bühne der Goldkastanie auf der Kirmes Teillouse (1)

 

Und die Harfe klingt vom Hochwald Brozeliand,

ein Widerhall der edlen Bauern von Trecesson und Comper

und der Dichtung, die in diesem Lande Wurzel schlägt.

 

-§-

 

Mein Land singt auch, um seine Wunden zu verwinden,

die grausame Grenze dreier Verwaltungsbezirke

und die wilde Schwäre, Vilaine, zwischen Nantes und seinem schönen Umland;

die Abfahrt der Züge, jeden Sonntag, Bahnhof Redon, den Abschied derer,

die nach Montparnasse verbannt sind und ins Pariser Vorstadtleben,

 

die Kinder, morgens um sieben vom Schulbus gesammelt,

die Plackerei, in die man eingewilligt für einen Elendslohn,

die Zeitverträge und die Nachtarbeit,

 

Garten und Hühnerstall, um den nächsten Ersten zu erreichen,

die Jungen mit Urkunden wie die Arbeitslosen auf Arbeitssuche,

die Bauern, die aufgeben müssen, mit ihrem Brachland.

 

-§-

 

 

Mein altes Land ist ein Land mit Sümpfen, Wassergräben, Böschungen, Wassernüssen, Reihern, Kriechtieren zähflüssig,

mit Seewind-Stößen und endlosem Regen,

mit Hochwasser, das überkocht, überschäumt, überflutet, überwältigt,

 

mit Scharfem Hahnenfuß, mit Kornblumen, Glockenblumen, duftendem Heu,

mit eintönigen Treidelwegen, Schlangenpfaden,

Schleusen-Meistereien, Kalvarienbergen, Waschplätzen,

mit Weißdorn-Hecken, Tannen, Stechginster und Schiefer-Pfählen,

mit Hang-Eichen, knorrigen Kastanien und Apfelwein-Bäumen,

 

mit Pappeln, Weiden, Holunder, mit Wilder Rose und Stechpalme,

mit Ackerpferden, unbekümmerten Kühen und drallen Puten.

 

-§-

 

 

Es ist ein Land der zungenfertigen Erzähler,

Albert, Eugene, Jean-Luc, Gigi, Prosper, Paul, Burette ••

sie kommen von der Kirmes in Bains, Beganne und Piperiac-la-Galette,

Saint-Seglin, Guemene-Penfao und Grande-Briere,

geile Burschen, ihr Redefluss versiegt niemals,

 

es ist ein Land von Sängern, die zu Tränen rühren,

Jeannette, Jean-Bernard, Jean-Lou, Charly, Calixe, Matthieu, Pierrig … ,

 mit Kindsmord-Geschichten und Trinkliedern,

 

mit Melodien, die zum Tanz des Reigens von Saint-Vincent einladen,

Polkas teufelswild, wo man die Partnerin wechselt, bis sich der Kopf dreht,

tanzen wir ! tanzen wir zum Klang der Musik,

springen wir zum Klang der Geige!

 

-§-

 

Mein altes Land ist ein Land des Glücks und festlichen Tafelns,

wo Weiler und Dörfer, Stadt und Land sich gut vertragen,

da finden zueinander Schnellzüge und Lastkähne,

Fabriken und Hühnerställe, Luxus-Boutiquen und Montagsmarkt;

 

da spricht man französisch, scherzt in gallo, lernt bretonisch; (4)

da duzen sich, grüßen sich im Vorbeigehn sämtliche Nachbarn,

im Supermarkt oder vor der Kirche erzählt man sich Neustes,

Geschichten von fest-noz, Kirmes, Fußball oder Tomaten-Setzlingen…

 

Man hört den Rat der Bruderschaften mit Satzung von vor tausend Jahren beraten

über Brotbacken und Banngrund, derweil im Bett aus Ried und Binsen

die Flüsse Arz, Aff, Oust, Vilaine, Brivet und Don heimliche Hochzeit halten.

 

-§-

 

Dies alte Land

ist ein Stück Welt, wo Bäche fließen,

Herzen schlagen seit vielleicht hundert mal tausend Lenzen,

träge Schleusen gehn je nach dem Treideln zwischen Brest und Nantes

und Glockenspiel an Festtagen des Lebens es besingt,

 

MEIN ALTES LAND !

 

                                                           Patrick ARDUEN

                       

                                               Aus der Sammlung „Le Plantaire celtique“

                                               Übersetzung  von Markus Lakebrink

 

 

(1) Die „Goldkastanie“, la „Bogue d’Or“ ist ein großes Volksfestival, das jedes Jahr im Kreis Redon, in Hoch-Bretagne, statt findet. Es dauert fünfzehn Tage, im Oktober, und beendet sich mit dem Konkurs von traditionelle Singer, Erzähler, und Musikante die eine „Bogue d’Or“ wannen hoffen.

Die Kirmes Teillouse bringt auch am Ende des Monats die Manege, Straßenspiele und das Verkauf von gegrillte Kastanien, Dann ist es Allerheiligen, die ehemalige keltische Fest von „Beltain“.

Die „bogue“ ist das von Nageln bedeckte Umschlag des Kastanie.

 

(2) „Ker vihan, brud vras“ ist das bretonische Motto der Stadt Redon, und bedeutet „Kleine Stadt, große Berühmtheit“ .

 

(3) Es sind kleine Dorfe nah von Redon, wo mehrere Feldern von Megalithen noch sichtbar sind.

 

(4) Die Sprache „gallo“ ist eine romanische Ursprache die im östlichen Teil der Bretagne noch gesprochen ist, und die Breton ist die keltische Sprache, älter als Französisch, die in der West-Bretagne sehr gesprochen war, und in die Sonderschüle „Diwan“, oder „Div-Yezh“ u. „Dihun“ gelernt sind.

 

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11 juillet 2009 6 11 /07 /juillet /2009 23:08

TOBACCO BLUES

 

In der Kneipe an der Ecke zweier Allerwelts-Gassen,

Ellbogen auf ameisenroter Bierdunst-Theke,

 Behelfsjeans, die auf Eisenhocker sitzt,

Zieht er ein Päckchen US-Zigaretten hervor.

 

            Haste mal Feuer ?

 

Mit der wortkargen Stimme des Stammgasts, der alle Tage kommt,

Verlangt er vom Wirt - der, wie man spürt, im voraus gut gelaunt und mitverschworen -

das übliche Halbe mit blass-gelbem Schaum;

Das Bier hat die Farbe der Zärtlichkeit und glänzender Augen.

 

            Hast du mich ein bisschen gern ?

 

Mit Gasfeuerzeug, nicht mit altmodischen Streichhölzern,

Zündet er die weißbäuchige, zylindrische Zigarette an;

Aus rotglühendem Feuer entspringt eine Wolke, die schwindet,

Und von den blutroten Lippen des Schmollmündchens sickert ein Nebel.

 

            Der Himmel ist blau !

 

Er fühlt gern zwischen Zeige- und Mittelfinger dieses Tabakröllchen;

Er klebt gern diesen gelben Filter an seine Lippen und zieht daran gern

Mangels Lippen, die er als Schüler nicht küsste, auf die er nicht mehr hofft,

Und der Rauch das ist Wärme des Bauchs oder gütiger Höhle.

 

            Das Blau deiner Augen !

 

Teer verdunkelt die Kehle und Luftröhre;

Nikotin entnervt und tötet durch krebserzeugende Seuche;

Aber der Rauch hat die Farbe von Schaum und menschlicher Wärme;

Asche ist für die Erde, aber der Rauch steigt zum Himmel.

 

            Hast du mal Feuer,

            Dass wir uns lieben?

 

 

 

Patrick ARDUEN

                                               Aus der Sammlung „Le Plantaire celtique“

                                               Übersetzung von Markus Lakebrink

 

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11 juillet 2009 6 11 /07 /juillet /2009 23:06

TRAUM UND GEDANKE (zugleich: STIEFMÜTTERCHEN)

 

 

Hier nun für das Leben ein Alchimisten-Rezept,

Das nicht direkt von Sorgen (zugleich: Ringelblumen) handelt,

Aber aus traurig häuslichen Gedanken

Prachtvolle Träume träufeln kann:

 

Der erste Mensch, er überlegte kindheitlang,

Wie er im Paradies von Cro-Magnon

Hochrangiger Gelehrter würde;

Er fand sieb sehr entblößt,

Als ihn Begehren überfiel

Vor splitternackter Eva !

 

Das Feigenblatt und Angst vorm Pfeile-Schießen

Reichten nicht, den Denker davon abzuhalten,

Durch tödlichen und lässlichen Gedanken,

Dann durch Handlung sowie Unterlassung,

Mittels Frucht des Apfelbaums zu sündigen.

Er schoss den Pfeil ab, der das Herz durchbohrt,

Gab so für viele Nachkommen den Startschuss

Trotz Spaltung von Abels Schädel durch den Bösewicht von Bruder.

 

Handlung und Unterlassung heben einander auf

Wie Gut und Bös, wie Schwarz und Weiß,

Vernichten sich,

Bleibt nur das Denken,

In gelockten Engelchen versinnbildlicht,

Nackten pausbackigen Cherubinen,

Die ohne Bogen und Gepäck

Mit behaarten Flügeln raschelnd schlendern.

 

Doch diese schöne Schamlose,

Die dem Mann den Apfel reichte, war genauso gütig

Wie die Wölfin, die Romulus und Remus

Ihre Zitzen bot,

Jedoch begehrenswerter, liebenswerter

 

In dem bewussten Aufzug

Als Maria, Königin von Frankreich,

Und als Mutter Anna, Herrin der Bretagne,

Und als Marianne Lauthals,

Republikanische Schützerin meiner zwei Heimatländer, verfeindeter Geschwister, (Vereinigt nur für soviel Niedertracht ?)

 

Anna Blaubart sah hinaus, aber sie sah nichts.

Marianne, meine Vizekönigin, sah hinaus, aber sah nichts.

Johanna, meine Jungfrau, sah hinaus, aber sah nichts.

Diana, meine Zicke, sah hinaus, aber sah nichts.

 

            Nicht einmal einen Gedanken?

            Einen streunenden Gedanken?

            Einen Hintergedanken?

 

"Ich sehe wohl von ferne einen Staub, als käm eine Herde gezogen,

als galoppierten herrliche Träume vorbei,

Aber Gedanken sind weiter nichts als Hofhunde!"

 

Sollte es Johanna sein, die ihre Rüstung abgelegt,

Die in der Feuertaufe

Dolch und Armbrust abgetan,

Jetzt im prachtvollen Adamskostüm

Ruhende Kriegerin?

 

Oder vielleicht Diana,

Den Hals des Treibjagd-Windspiels streichelnd,

Die Schöne der Wälder,

Liebling der Latin Lovers und der Soldaten von Capua,

Merkwürdige Druidin,

 

Ruhende Jägerin?                                               (Teil)

 

 

Patrick ARDUEN

                                               Aus der Sammlung „Le Plantaire celtique“

                                               Übersetzung von Markus Lakebrink

 

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11 juillet 2009 6 11 /07 /juillet /2009 23:00

 

VERLIEBTE                (Amoureux)

 

Wir werden leben

Außerhalb der Zeit

Im Schutz einer Laube

Aus rotem Holz

Und je nach Windstärke

Schlafen.

 

Wir gehen

Durch Gassen

Jenseits von Madrid.

 

Und Seen

In ihrer grünen Schale

Werden uns sehn,

Wie wir von der Dachterrasse

Den Pfau erspähn.

 

Unser Lied Ich hör's

An den Fenstern eines Hotels

Wo nichts uns hält,

Wir verlassen dies Hotel

Für ein anderes, ganz gleiches,

Bis auf die Musik an der Bar.

 

Wir werden altern Gleichgültig

Gegen manche Schmach

Zu aufmerksam

Auf Turteltauben

Und auf die Kinder

Die leben werden

 

Jenseits der Zeit

Leben werden.

 

                                                           Patrick ARDUEN

                                  

                                               Aus der Sammlung „L’Humanitaire“

                                               Übersetzung  von Markus Lakebrink

 

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11 juillet 2009 6 11 /07 /juillet /2009 22:57

DER MEERESTRUNKENE                   (Le saoul de mer)

 

Mein Blick

Wird nie

Das Auftauchen der Inseln

Auf der Schwelle der vier Winde abnutzen.

 

Mein Blick

So flüchtig

Kann weder Halt

Noch Wildheit der Wind-Bogenstriche erschöpfen

Noch die Seeschwalben-Nester

Unter dem Schutz des Tangs

Noch die fleischfarbene

Seenelke am Rand des Granits.

 

Was für ein fabelhafter Bilderschatz

Für meinen Alkohol-Blick!

Wer kann den Zauber

Anzeigen

Diese hypnotische Kraft ?

 

Verrückt ! Niemals bin ich's genug !

Oh! Hab ich nicht schon alles aufgeschrieben?

Entsprung' nes Wort

Das Wort im Buchstaben-Gestrick

- Angeklagter! Stehn Sie auf, weil Sie Dichter sind!

Jedoch der Wind, ihr Herren Richter,

Zerfetzte meine Worte

Blutgebläut wie Flüche

Der Wind verstreut mein Sperma

In die vier Ecken der Inseln und Meere.

 

Doch wozu ist Zauber nutz ?

Meine Barke dürstet

Nach blauen Gewölben, die im Schiffbruch

Der veränderlichen Feuer des Sonnenuntergangs verlöschen,

Mein Blick

Treibt ruhelos nach toten Gewässern …

 

Angeklagter, Sie sind wahnsinnig!

- Nein, mehr noch,

Wolf, Dichter

Schönheits-Trinker,

Einsiedler!

 

Und warum nicht, Herr Richter ?

Haben Sie das Auftauchen der Inseln

An der Schwelle der vier Winde also nicht gesehn ?

Sie bekommen nur meine Worte,

Mein Fleisch und mein Sperma bekommen Sie nicht !

Im übrigen

Kann ich meine Nägel

In die Erdtiefen krampfen.

 

Meinem Revier

Entreißt mich niemand !

 

Patrick ARDUEN

                                  

                                               Aus der Sammlung „L’Humanitaire“

                                               Übersetzung  von Markus Lakebrink

 

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11 juillet 2009 6 11 /07 /juillet /2009 22:55
DIE BLUMEN DES GUTEN UND DES BÖSEN (1)

 

 

Von zwei Rosen muss man die blutrote pflücken,

Aus Schrammen verwundeter Herzen die Dornen ziehen,

Den schädlichen Duft aus welken Blüten…

 

Von zwei Prosatexten muss man den dringendsten schreiben,

Seine Feder ins Gift der Kämpfe tauschen,

Die Worte der Trauer und des Überlebens sammeln…

 

Bei zwei Äpfeln muss man in den saftigsten beiβen,

Die Passionsfrucht, die fleischige Brust der losen Weiber,

Die Frucht steckt im Vers, kosten wir seinen Reim…

 

Bei zwei Versen muss man sich mit dem Absinth

Der künstlichen Reise Charles Baudelaire’s betrinken,

Der Alexandriner ist besser als das einsame Glas…

 

Von zwei Schwestern wollen Wir die brave Muse küssen,

Von der Entblätterung bis  zur Blüte der Jahre,

lieber als den Mohn den Alkohol Appolinaire’s !

 

Bei zwei Strophen muss man die Katastrophe beschreiben,

Die blutigen Wunden und die verdrehten Augen,

Mit zahlreichen Anreden und Lautmalereien !

 

Bei zwei Worten muss man sich für das schlimm’re entscheiden,

Den Namen Gottes, das Sterbenswörtschen, das Wort zuviel,

Das böse Wort ist oft das Witzwort !

 

                                                                      

                                               Patrick ARDUEN

                                               Aus der Sammlung „Le Plantaire celtique“

                                               Übersetzung von Markus Lakebrink

 

(1)  „Les fleurs du mal“, „Die Blumen des Bösen“  ist den Titel eines berühmten Gedicht von Charles Baudelaire.

 

 

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11 juillet 2009 6 11 /07 /juillet /2009 22:55

DER GESCHIEDENE  (Le Divorcé)

 

Bei unseren Schandtaten,

In unsern schrägen Liebesgeschichten

Sind tausend Tränen

Nicht geflossen,

Liebe, sehr liebe Menschlichkeit !

Welcher Gott

Wagt es, das Unheil zu berechnen

Und diese Pulverfässer

Tief in uns ?

Gelächter, Lieder, schmachtende Blicke,

Alles bringt nichts,

Das Gemetzel ist ein Raubvogel,

Der das abgedichtete Nest durchlöchert,

Einen Bau, der mit weißer Spitze,

In Wirklichkeit Tarantel-Netz,

Voll Leidenschaft verdrahtet ist,

Mit diesen endgültigen Eiden,

Um tausend Zusätze verlängert,

Die niemand liest,

Und mit der wesentlichen Brut,

Die zierlich plappert

Und naturidentische Muttermilch wittert ...

 

Der Todeskampf einer Liebe

Gegen die Gitterstäbe des Herzens

Es ist ein Hai, der

An langer Krankheit stirbt ...

 

Wozu die Sonne,

Wenn Röntgenbilder

Den Fleck im Herzen sichtbar machen?

Plötzlich musste ich weinen

Und nichts war damals schlimmer

Als der Mühlen-Flügel,

Der das Getreide brach,

Als die Zermalmung eines Fahrzeugs

Nach dem Blutbad,

Als verwelkte Blume,

Die in den Müll gehörte.

 

Der Todeskampf einer Liebe

Gegen Ironie des Schicksals

Ist wie ein Seekrebs, der

An langer Krankheit starb.        

Patrick ARDUEN

                                               Aus der Sammlung „L’Humanitaire“

                                               Übersetzung  von Markus Lakebrink

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11 juillet 2009 6 11 /07 /juillet /2009 22:53

REIZVOLLE ANMACHERIN

(Allumette, gentille allumeuse)

 

Jeder Mann, der sie sieht,

Streichelt sie schon,

Ihre Haut bleibt an ihm kleben

Dieses Fleisch, warm, schön, verrückt

Nach Leidenschaft, so weich, dass es die Sonne aus der Bahn reißt

Dem hinreißenden Busen entreißt er einen Blick

Unter der Schürzung des Kleids, das vor Staunen klafft,

Schwindel es ist eine Frucht mit handlichen Formen

Dieses dehnbare und nackte Fleisch

Kein Kompass hätte Orientierung

Die Wirkung des Wacholders, der im Blut gebuttert wird,

Keine Ohnmacht, die einem die Sicht vernebelt,

Die Mund und Zunge und Wangen-Inneres verklebt,

Die nach Löschpapier dürsten,

Wie die Laich-Notwendigkeit:

Triebhaft,

Maßlos, erdrutschartig, unumschränkt.

Die Worte, die Worte haben weiter nichts zu bedeuten

Als das Schweigen zu bevölkern,

Wenn es zu gewichtig lastet,

Die Hände, die Hände müssen im Käfig bleiben,

 

Hölzern bleiben und kreuzbrav,

Vergessen

Am Rande der Glut,

Verzehren sich ohne Flamme und Rauch,

Ein paar Zentimeter

Vom Freudenfeuer!         

 

 

Patrick ARDUEN

                                  

                                               Aus der Sammlung „L’Humanitaire"

                                               Übersetzung  von Markus Lakebrink

 

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11 juillet 2009 6 11 /07 /juillet /2009 22:46

ANGLER

(Le pêcheur)

 

Es ist ein Fan,

 

Er zieht in aller Herrgottsfrühe los,

Die Staus stecken noch im Nebel,

Das Schilf noch tauschwer

Lange vor den blauen Libellen.

 

In erdgrauer Jacke,

Den Blick abwesend, ziellos, gleichgültig, gedankenschwer,

Fürchterlich geduldig,

Ist er erstarrt auf einem dieser Klappstühle mit gestreiftem

Leinen zwischen einem Leinpfad

Und dem pappelgesäumten Kanal,

Der wie eine Gegenströmung

Fluten grauer Wolken treibt

Und Klumpen flüchtigen Glanzlands

Treten wie Froschaugen vor,

Goldtropfen,

Sonnengesättigt.

 

Die Wasserspinnen laufen Schlittschuh,

Zauber-Ballerinen,

Auf ihren anmutigen, verzweifelt wasserabweisenden

Beinchen gleiten sie im Zickzack

Über die Bingelkraut-Woge.

 

Wenn Petrus sich vom See Tiberias abwandte,

Um seinem Steuermann Jesus zu folgen

Und den Völkerstämmen zu predigen,

Sagt man: "Die Angler

Enthalten sich der Stimme."

Sie arbeiten ohne Netz

 

Ohne Erinnerung oder Regung

 

Sie loten den blaugrünen Erdteil aus

Das andere Ufer des Unterwelt-Flusses

Den unerreichbaren Horizont der Weltmeere

Ein zerbrechlicher Faden zerbricht den gehärteten

Spiegelbelag des Wassers

Ein wirklich sehr feiner Faden

Lässig vom Ruten-Ende gefallen

Wie ein nutzloser Faden ...

 

Wenig zahlreich die, die

Unter scheinheiligem Heiligenschein

Nur dreimal fischen/sündigen!                                                  

 

Der Angler/Sünder ist unverbesserlich,                               
Er kann nicht umhin, sich umzutun,

Lebt nur noch fürs Pflanzen seiner Angelruten,

Für Zucht von Fischbrut, Maden

Und Mehlwürmern

Mit weißem Bauch,

 

Den der Haken zum Platzen bringt wie eine Eiterbeule,

Für Erwerb der Rollen mit Sperrklinke,

Der patentierten Kescher

Und des phosphoreszierenden Köders.

 

Man erlebte schon Fälle eifersüchtiger Frauen,

Geheimnisvoller Verabredungen mit einem Karpfen-Weibchen

An manchen Sommerabenden.

Das genannte Karpfen-Weibchen ist zu listig oder stumm,

Seinen Verehrer zu verraten.

Wenn es wenigstens die Tiefkühltruhe zierte,

Gösse die Furie Wasser in ihren Wein.

 

Doch wenn das sanftäugige Karpfen-Weibchen

Maria-Magdalena heißt,

Werfe der, der niemals was geangelt hat,

Den ersten Wurm

                                                                       Patrick ARDUEN

                                  

                                               Aus der Sammlung „L’Humanitaire“

                                               Übersetzung  von Markus Lakebrink

 

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11 juillet 2009 6 11 /07 /juillet /2009 22:40

DER DICHTER IST EIN NARR

(A PROPOS DES PROPOS DU POETE)

 

 

Der Dichter ist Narr

ohne Sorge ohne Lärm

ein Zunder-Blick

der Dichter ist Weiser

 

 

Und wenn der Strick am Hals

all dieser Gestalten

die unter uns leben

einem Käfig gleicht

 

 

Vielleicht dass dann

beim Überfliegen dieser Seiten

einige Narren-Geschichten

unser Bildnis widerspiegeln.

 

 

                                                                       Patrick ARDUEN

                                  

                                               Aus der Sammlung „L’Humanitaire“

                                               Übersetzung  von Markus Lakebrink

 

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